Aus unterschiedlichsten Gründen werden Menschen vertrieben oder fliehen vor Gefahr für Leib und Leben. Oft treibt die pure Not oder das politische Engagement in die Flucht. Und sehr oft werden nicht nur einzelne Menschen sondern ganze Gruppen von Menschen (Ethnien, Glaubensgemeinschaften) zur Flucht getrieben. Aktuell reicht ein Blick nach Syrien und den Irak: Ganze Volksgruppen flüchten vor den IS-Kampftruppen, den Assad-Truppen und anderen Gruppierungen. Die reale Gefahr für Leib und Leben lässt die schwierigen bzw. katastrophalen Bedingungen in den Aufnahmeländern bedeutungslos werden. Viele Menschen in sicheren Gebieten haben Verständnis für diese Flüchtenden und unterstützen diese, auch in Deutschland.
Klar ist: Kein Mensch verlässt freiwillig seine Heimat, zahlt Unmengen an Schlepper, besteigt aus schierer Lust am Abenteuer seeuntaugliche Boote und wohnt dann monate- und jahrelang in Flüchtlingslagern und Asylunterkünften. Die äußeren Umstände zwingen Menschen zur Flucht. Das sind zum Beispiel in Syrien massive Kampfhandlungen verschiedenster politischer Gruppierungen, in Eritrea ein brutales Militärsystem, im Kongo marodierende Milizen, die den Rohstoffhandel beherrschen, und im Senegal die katastrophale wirtschaftliche Situation.
All diese kriegerischen Konflikte funktionieren nur mit Waffen. In Syrien und im Irak gibt es diese Waffen in rauen Mengen; nicht selbst produziert, sondern importiert aus den westlichen Ländern über teils sehr überraschende Wege (z. B. Hinterlassenschaften der USA oder über den Umweg Saudi Arabien). An kriegerischen Auseinandersetzungen haben deswegen vor allem die Waffenindustrien dieser Welt großes Interesse. Pazifismus ist somit der größte Feind der Waffenindustrie und der sie unterstützenden Regierungen.
Sind nicht kriegerische Auseinandersetzungen, massive politische Unterdrückung und Menschenrechtsverletzungen der Hauptgrund, dann tritt die hoffnungslose bis katastrophale wirtschaftliche Situation in vielen Ländern als Hauptfluchtgrund in den Vordergrund. Korruption, Vetternwirtschaft und ein mangelndes Demokratieverständnis fördern nicht den Wohlstand der breiten Mehrheit, sondern befriedigen lediglich die Gier der Eliten. Dies ist aber für westliche Länder und Firmen kein Grund, die Zusammenarbeit mit diesen Regierungen aufzukündigen oder Bedingungen einzufordern, die mit den Menschenrechten übereinstimmen. Offensichtlich sind Gewinne wichtiger als eine bevölkerungsfreundliche Politik.
Ein weiterer Punkt ist die Struktur der Weltwirtschaft, die immer noch koloniale Strukturen aufweist.
Beispielsweise führen Agrarsubventionen der EU zu einer massiven Verdrängung von afrikanischen Produkten von den heimischen Märkten; die Bauern können nicht mehr kostendeckend produzieren. Die lokalen Produktionsbetriebe gehen damit zugrunde. Ein Teufelskreislauf beginnt: Verdienstmöglichkeiten werden ruiniert, Menschen müssen sich andere Möglichkeiten des Lebensunterhaltes suchen, sie wandern aus, sie flüchten nach Europa, dort arbeiten sie entweder legal zu Billigstlöhnen oder illegal zu noch niedrigeren Entgelten in Betrieben, die durch EU-Subventionen und Billiglöhne befähigt werden, Produkte billig auf die afrikanischen Märkte zu werfen ohne eine nennenswerte Konkurrenz heimischer ProduzentInnen befürchten zu müssen.
Ein wirksamer Schutz wären Zölle auf EU-Produkte, welche aber nicht erhoben werden dürfen, weil dies den Prinzipien einer liberalen Wirtschaft widerspräche (EPA-Abkommen, siehe z.B. Tagesschau). Ein weiteres Beispiel ungleicher Machtverhältnisse in der Wirtschaft ist die Fischereipolitik der EU, die zum Beispiel im Senegal das Auskommen der Fischer ruiniert (siehe unser Artikel Überfischung) und Landgrabbing, das Bauern von ihrem Land vertreibt (siehe unser Artikel Landgrabbing).
Wir erkennen klar: Mit alldem haben wir Menschen in Europa bzw. im Westen sehr wohl zu tun.
Und leider kann diese Liste noch lange fortgesetzt werden.
Und dann wundern wir uns, dass Menschen nach Europa kommen, um ein klein wenig von unserem Wohlstand abzubekommen, den wir auf deren Kosten schon lange genießen?
Deswegen fordern wir, dass...