Seit einigen Jahren ist das Wort "Biosprit" als scheinbares Allheilmittel für Energie- und Klimaprobleme in aller Munde. Allein der Name klingt irgendwie gut und der in diesem Zusammenhang oft genannte Begriff "nachwachsende Rohstoffe" ist in Deutschland äußerst positiv besetzt. Zusätzlich wirkt es sehr verlockend, dass mit "Biosprit" unsere Autotanks gefüllt werden können, ohne dass das Klima weiter belastet wird und ohne auch nur eine einzige Autofahrt einsparen zu müssen. Doch schauen wir einmal genauer hin:
Woher kommt dieser Kraftstoff? Zu einem sehr großen Teil stammt die Grundlage für den aus Pflanzen gewonnenen Rohstoff von den Feldern der Länder des Südens, vorwiegend Zuckerrohr, Ölpalmen und Mais. Auch aus anderen Pflanzen, wie z. B. Rizinus oder Raps, wird Ethanol oder Diesel hergestellt.
Großkonzerne auf der Jagd nach riesigen Gewinnen: Der Anbau und die Weiterverwertung dieser Energiepflanzen werden fast ausschließlich von großen Konzernen betrieben. Nicht das Wohl der Bevölkerung, auch nicht der Klimaschutz sind die vorrangigen Ziele dieser Konzerne, sondern Profit. Werbung mit den Begriffen "Biosprit", "klimaneutral" und "nachwachsend" dient lediglich der Imagesteigerung des Produktes.
Katastrophale Arbeitsbedingungen auf den Plantagen: Freilich könnte man einwenden, dass diese Plantagen für Agrotreibstoffe Arbeitsplätze und damit vielleicht Armut reduzieren. Aber Plantagen werden oft mit sehr wenig Personal bewirtschaftet und die wenigen Arbeitsplätze sind meist miserabel. Aus Brasilien z. B. wird von gravierenden Verstößen gegen Arbeitsschutz- und Arbeitszeitbestimmungen berichtet. Betroffene sprechen unverhüllt von neuem Sklaventum auf den Plantagen.
Hoher Wasserbedarf und erhöhter Einsatz von Dünger und Pestiziden auf den Plantagen aufgrund von Monokulturen: Der massive Einsatz von Pestiziden belastet Mensch und Natur in hohem Maße. Die biologische Artenvielfalt wird zerstört, die Umwelt vergiftet mit hohen Folgekosten für Mensch und Umwelt. Wasser wird abgezogen und verschmutzt, und das bei der Produktion von Pestiziden und Dünger freiwerdende CO2 trägt wiederum zum Treibhauseffekt bei. Der positiv besetzte Begriff "Biosprit" wird damit zum Irrwitz. Korrekterweise sollte man deswegen auch immer von "Agrosprit" sprechen.
Vertreibung und Verdrängung der ansässigen Bevölkerung von ihren Lebensräumen: Fehlende Eigentumstitel in vielen Ländern des Südens begünstigen den Landraub durch die Großkonzerne, fast immer unterstützt von den jeweiligen Regierungen. Menschenrechtsverletzungen sind hier an der Tagesordnung.
Verlust von Landflächen für die Nahrungsmittelproduktion: Fehlende Produktionsflächen für Lebensmittel oder die Umwandlung, z. B. von Mais in Kraftstoff, lassen Lebensmittel verknappen. Eine logische Folge davon ist die enorme Preissteigerung von Grundnahrungsmitteln. In Mexiko stiegen die Preise für Maismehl, ein Basisgrundnahrungsmittel, um bis zu 70%. Eine dramatische Zunahme von Hunger und Fehlernährung in diesen Ländern macht sich deutlich bemerkbar. Der Pflanzentreibstoff raubt den Menschen der "Dritten Welt" die Nahrung direkt vom Teller!
Unwiederbringlicher Verlust von Regenwäldern: In Brasilien, Malaysia und Indonesien werden Regenwälder in riesigem Ausmaß abgeholzt, was zur Vertreibung der davon lebenden Menschen führt. Die Abholzung der Regenwälder, zum Teil sogar durch Brandrodung, konterkariert das Argument der Klimafreundlichkeit der Agrokraftstoffe. Von einer CO2-Neutralität kann hier in keinster Weise gesprochen werden. Durch die Zerstörung der Regenwälder werden im Gegenteil riesige Mengen CO2 freigesetzt und gleichzeitig geht der Menschheit eine unglaubliche Artenvielfalt dauerhaft verloren.
"Bio"sprit ist somit nur ein anderes Wort für die drastische Zunahme von Hungersnöten, für die Zerstörung von Regenwäldern, die Vertreibung indigener Bevölkerungen, offener und verdeckter Menschenrechtsverletzungen, die Zunahme des CO2-Ausstoßes, die Zunahme der Gewinne der Großkonzerne und nicht zuletzt nur eine Gewissensberuhigung für die Verbraucher und Verbraucherinnen der Industrieländer. Es ist ein Wahnsinn, den unglaublichen Energiehunger der Industriestaaten durch Agrokraftstoffe vornehmlich aus der Dritten Welt zu stillen und dies auch noch unter dem Deckmantel der Ressourcenschonung und Klimaneutralität.
Wir fordern die politischen Parteien und Institutionen in Deutschland auf, sich endlich konsequent für die Einhaltung der Menschenrechte in der ganzen Welt einzusetzen und dabei das grundlegende Menschenrecht auf Nahrung in den Fokus zu rücken. Ebenfalls fordern wir eine glaubwürdige Politik für den Schutz der Umwelt und für die Reduzierung der Klimaerwärmungsquote. Diese Politik umfasst insbesondere:
Weitere Informationen gibt es u. a. hier auf unserer Homepage, sowie bei: